Hegel

Titelbild: Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) mit Studenten. Lithographie.

»Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die größte Kraft erfordert. Die kraftlose Schönheit haßt den Verstand, weil er ihr dies zumutet, was sie nicht vermag. Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet.«

G. W. F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Vorrede, S.36

Zu Hegels 250. Geburtstag

Lieber großartiger  Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel,

endlich, zu Deinem 190. Todestag, komme ich meinem lang gehegten Wunsch nach, Dir einen Dank aufzuschreiben – für die wunderbare Philosophie, die Du hinterlassen hast. Es war oftmals für mich anstrengend und mühevoll, mich anhand des Leitfadens Deiner Werke der Arbeit am Begriff, am Begreifen der Welt zu unterziehen. Ich spürte: Es gibt viele große Geister, aber keiner hat wie Du ausgeführt, was es heißt, Gewissheiten zu haben, wahrzunehmen, Erfahrungen zu machen, sich und andere zu begreifen und anzuerkennen – dabei  sich bewusst zu werden, dass wir Menschen uns zwar an Vorstellungen von uns selbst, der Welt und vom anderen Ich binden, aber dass wir als denkende Wesen das Bewusstsein der Differenz zu dem, was wir so gern vereinen würden, niemals verlieren können. Dafür bleibt der Stolz auf die errungene eigene Freiheit und auf die Freiheit, die Geschichte und Gesellschaft bis heute erreicht haben.

Für mich bist Du der große Philosoph der Freiheit!

Ich bin dankbar, dass mir Deine Schriften dennoch Anlass gaben, mich zu manchen Deiner Äußerungen kritisch zu verhalten, denn du warst kein Heiliger. Kritisch betrachte ich Deine Sicht auf manche Themen, etwa auf Frauen und Demokratie. Deine für mich bis heute unerreichbaren Leistungen blieben in mancher Hinsicht unter ihrem eigenen Ideal. Die meisten Deiner Kritiker, wie die Links- und Rechtshegelianer, sind bereits historisch eingeordnet worden und die heutigen (wie ich) werden es bald. Im vorletzten Jahr habe ich zu Deinem Geburtstag einen Aufsatz über Deine Rechtsphilosophie geschrieben: Christiane Bender, Hegels Beitrag zum Verständnis von Familie, Gesellschaft und Staat im Deutschland der Gegenwart, S.215-249. In: Michael Spieker et al., Sittlichkeit, Baden-Baden, 2019.  

Zu Hegels 190. Todestag

Hierfür habe ich Dir eine Geschichte über einen Professor mit seinen Studenten und Studentinnen geschrieben, die sich schrecklich quälten, Dich zu verstehen und dabei manches erlebt haben. Am Ende wurden sie erwachsen. Hier ist die Geschichte Hegel und der italienische Abend – Ein Sittengemälde zu lesen und hier zu hören (in drei Teilen – gelesen von Petra Mayer und Ingo Abel):

Hegel-und-der-italienische-Abend (Teil 1)

Hegel-und-der-italienische-Abend (Teil 2)

Hegel-und-der-italienische-Abend (Teil 3)