abgeschlossene Projekte (Auswahl)

Hegel lesen und Deutschland verstehen

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr

Im Mittelpunkt steht eine größere Forschungsarbeit über die „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ von G.W.F. Hegel, in der ich zeige, dass in Hegels Staats- und Gesellschaftsmodell freie, nur ihrer Moral folgende Individuen keine oder nur eine negative Rolle spielen. Freiheitlich und modern sind für Hegel Staat und Gesellschaft, die die vielen (zumeist traditionsbedingten) Gliederungen und Gemeinschaften umfassen, in denen die Bürger konstruktiv sozialisiert werden, einerseits ihren Interessen (an Liebe, Reichtum, Seelenfrieden, Einfluss und Reputation) nachzugehen, andererseits aber auch die damit verbundenen Pflichten zu erfüllen. Hegel entwickelt damit ein Sozialmodell, welches sich zwar stark von der angelsächsischen Tradition und von der französischen Aufklärung unterscheidet, aber für mitteleuropäische Länder, allen voran für Deutschland und auch für Österreich in Teilbereichen prägend wurde. Ich analysiere diesbezüglich die Bedeutung des konservativen Familienmodells, des sozioökonomischen Korporatismus und des (protestantischen) Gemeindeverständnisses als Aspekte des deutschen Wegs in die moderne Gesellschaft.

Diese Forschungsarbeit erscheint zum Ende des Jahres:

  • CHRISTIANE BENDER (2016): Hegels Beitrag zum Verständnis von Familie, Gesellschaft und Staat im Deutschland der Gegenwart. In: Spieker, Michael (Hrsg.): Hegels Begriff der Sittlichkeit in der Rechtsphilosophie, Tutzing 2016.

 


Via Los in den Bundestag!

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr / Prof. Dr. Hans Graßl, Universität Siegen

Aristoteles charakterisiert das Losen als die genuin demokratische Weise der Auslese von politischem Personal: „So gilt es, wie ich sage, für demokratisch, dass die Besetzung der Ämter durch das Los geschieht, und für oligarchisch, dass sie durch Wahl erfolgt, und wieder demokratisch, dass für den Eintritt in die Ämter kein Zensus, und für oligarchisch, dass ein Zensus erfordert wird.“ In jüngster Zeit haben der Historiker Bernard Manin und der Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein an die lange und fruchtbare Tradition der Auslese des politischen Personals durch Losen von der Antike über die republikanischen Stadtstaaten bis hin zu den Schweizer Landsgemeinden erinnert. In modernen Demokratien ist das Losverfahren jedoch fast vergessen. Als einer der Protagonisten des Losens, auch unter heutigen Bedingungen, kritisiert der Publizist Florian Felix Weyh, „dass die über Parteien selektierten Abgeordneten keinen soziologischen Querschnitt der Gesellschaft bilden“. Er führt ins Feld, nur das Losverfahren garantiere uneingeschränkt die Norm der Gleichheit aller Teilnehmer. Alle Bürger, ob arm oder reich, weiblich oder männlich, jung oder alt, gesund oder krank, Unternehmer, Beamter oder Arbeiter hätten in der Demokratie die gleiche Chance, durch das Los gezogen zu werden. Kein Teilnehmer könne über eigenes ökonomisches, soziales oder kulturelles Kapital seine Chancen erhöhen, sich Vorteile gegenüber anderen verschaffen und den Ausgang der Lotterie beeinflussen.

Inwiefern kann das Losverfahren in Deutschland beitragen, die Repräsentationslücke zu schließen?

Veröffentlichungen:

Erwähnungen:


 

Diskontinuierliche Erwerbsbiographien von Musikerinnen und Musikern – Zwischen Prekarität und Selbstverwirklichung.

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr

Dem Projekt liegt die folgende These zu Grunde:

Die „digitale Revolution“ (Bender 2014) hat die Musikbranche, wie keinen anderen gesellschaftlichen Bereich, vollständig neuen Produktions- und Reproduktionsbedingungen unterworfen. Damit unterliegen die Karriereverläufe von Musikern und Musikerinnen einem eminenten Wandel. Zwar vereinfacht Digitalisierung den Zugang zu Öffentlichkeit und Märkten für Musikschaffende, aber die Etablierung von Karrieren im Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums ist aufgrund der gewaltigen Steigerung des Angebots bei gleichzeitiger Tradierung bereits bestehender Machtstrukturen erschwert. Es bieten sich vielfältige neue Chancen, aber auch große Risiken für die Künstler und Künstlerinnen, von ihrer Kunst den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass Musiker und Musikerinnen zu Beginn ihrer Karriere (Bender 1992) unter dem Druck stehen, sich zu ArbeitskraftunternehmerInnen ihrer eigenen Kreativität zu entwickeln.

Unser Ziel ist es, diese Forschungshypothese für unterschiedliche Gruppen von Musikern und Musikerinnen zu überprüfen und dabei idealtypische Karrieremuster herauszuarbeiten.


Frauen treten vor!

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr

Die Überwindung der Geschlechterdifferenz hin zu einer gleichberechtigten Zusammenarbeit von Soldatinnen und Soldaten ist ein wesentlicher Aspekt der Entwicklung einer modernen Organisationskultur in der Bundeswehr. Dieser Prozess wird von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst. Hierzu gehören der demografische Wandel, die zunehmende Partizipation von Frauen in Bildung und Ausbildung, am Arbeitsmarkt und in der Politik. Daraus ergeben sich für die Personalentwicklung in der Bundeswehr vorrangig zwei wichtige Aufgaben, das Arbeitsvermögen von Frauen optimal zu nutzen und zugleich bestmögliche Bedingungen für die Soldatinnen und Soldaten zu schaffen, um den Dienst in der Armee mit Partnerschaft und Familie zu vereinbaren.

Erste Ergebnisse des Projekts wurden in einer Ausstellung vom 21.06.2014 bis zum 15.08.2014 an der HSU dargestellt. Am 21.06.2014 um 13:30 Uhr fand im Rahmen des Tags der offenen Tür an der HSU eine Podiumsdiskussion zum Thema Frauen und Führung in der Bundeswehr statt. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Studenten durchgeführt.

Themen der Ausstellung

Unser Verteidigungsminister ist eine Frau!
Lt Max Breyer, LtzS Christoph Herman Giegerich, Lt John Kaufer

Kameradschaft heisst unser Ethos!
Lt Simon Goebelsmann, Lt Kai Stefan Skwara

Wir brechen Geschlechterrollen auf!
LtzS Fabian Dilly, Lt Hendrik Dürr, Lt Christian Knorn

Partnerschaft und Sexualität in der Bundeswehr!
Lt Julia Döhler, Lt Falk Köhler, Lt Manuel Krappitz

Familienfreundlichkeit macht die Bundeswehr stark!
Lt Christopher Klein

Für Deutschland einsetzen!
Lt Jonny Odereder, Lt Johannes Schnier

Die Ausstellung wurde von der Führungsakademie der Bundeswehr übernommen.


Der Angriff der neuen Medien auf die personenbezogenen Dienstleistungen

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr

In dem Projekt beschäftige ich mich mit der Bedeutung der neuen Medien für den gesellschaftlichen Wandel. Dabei nehme ich vor allem einen hochsensiblen sozialen Kernbereich in den Blick, der m. E. durch den Einsatz neuer Medien unter starken Veränderungsdruck gerät, an dessen Existenz und Qualität aber die Bürger und Bürgerinnen ein außerordentlich großes Interesse haben: die personenbezogenen Dienstleistungen. (Mit personenbezogenen Dienstleistungen sind vielfältige berufliche Tätigkeiten gemeint, die aus besonderen zwischenmenschlichen Interaktionen bestehen wie beispielsweise Therapieren im Verhältnis von Arzt zu Patient, Unterrichten im Verhältnis von Lehrer zu Schüler, Lehren im Verhältnis von Dozent zu Student, Unterstützen im Verhältnis von Sozialarbeiter zu Klient, Pflegen im Verhältnis von Pfleger zu Senior, Beraten im Verhältnis von Bankberater zu Anleger, Frisieren im Verhältnis von Friseur zu Kunde, Führen im Verhältnis von Reiseleiter zu Tourist, Servieren im Verhältnis von Kellner zu Gast, Verkaufen im Verhältnis von Verkäufer zu Kunde, Beobachten im Verhältnis von Geheimagent zu „Feind“ etc.).

Die Debatte über die personenbezogenen Dienstleistungen aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat einige optimistische (u. a. von Jean Fourastié) und pessimistische Argumente (interessant vor allem die Sozioökonomen Jonanthan Gershuny und William J. Beaumol) hervorgebracht, die aus heutiger Sicht besonders aktuell sind und von mir neu gedeutet werden, um meine zentralen Fragen zu beantworten: Werden die neuen Medien zur Substituierung und tendenziellen Abschaffung der personenbezogenen Dienstleistungen und des damit befassten Personals führen? Wird sich darüber die Institutionenwelt, die uns vertraut ist, radikal verändern?

In die Beantwortung dieser Frage beziehe ich empirisches Material ein, bringe Beispiele, die die Probleme der öffentlichen Institutionen des Bildungs- und Sozialstaats, aber auch der Unternehmen im Umgang mit den Herausforderungen der neuen Medien verdeutlichen. Außerdem weise ich auf unterschiedliche Kulturen der beschleunigten bzw. der gebremsten Implementation der neuen Medien innerhalb der Arbeits- und Lebenswelten in den USA und in Deutschland hin.


Die ideologischen Wurzeln der „Wissensgesellschaft. Historische und semantische Analysen“

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr

1973 erschien Daniel Bells „The Coming Up of Post-industrial Society“. Das Buch machte den Begriff der Wissensgesellschaft in den USA und in Deutschland populär. Gedacht war es als Konzept, das nach Antikommunismus und der These vom Ende der Ideologien zur kulturellen und technisch-technologischen Vormachtstellung der westlichen Welt beitragen sollte.

Veröffentlichungen:


„Money, money makes the world go round.“ Gibt es Alternativen?

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr
Mitarbeit: Jan Witte M.A.

Forschungsthemen: Soziale Marktwirtschaft, Sozialismus, Staatskapitalismus, Sozialstaat, Genossenschaften, islamische Wirtschaft, Postwachstumsökonomie, Shared Economy, Tauschringe, Regionalgeld, Mikrokredite, Transferunion Europa

Das Projekt wird zusammen mit Studierenden der HSU durchgeführt.

Leitfragen:
1. Skizzieren Sie das Grundkonzept des jeweiligen Systems
2. Bewerten Sie die Konsequenzen für die Lebensverhältnisse der Menschen
3. Welche Rolle spielen kapital- und geldgesteuerte Prozesse?
4. Worin bestehen Kommodifizierungs- und Dekommodifizierungseffekte?
5. Wie viel Autarkie und Freiheit erreichen die Menschen? Für welche Schichten, Gruppen, Individuen?
6. Eigene Bewertung des Konzepts

Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist geplant.


Demokratie und Eliten auf dem Prüfstand


Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut Schmidt-Universität der Bundeswehr

Veröffentlichungen:


DEUTSCHLAND VERSTEHEN. Zur Soziologie von Institutionen, Interessen und Ideen

Projektleitung: Christiane Bender

Im Zuge von Globalisierung und Europäisierung werden zunehmend nationalstaatliche Zuständigkeiten auf transnationale und internationale Institutionen verlagert. In diesem Prozess geraten Entwicklungspfade unter Druck, die die Geschichte der Länder ausmachen. Dennoch werden auf lange Sicht historisch begründete Ordnungsvorstellungen wirksam bleiben, die sich im Laufe der Zeit in der gesellschaftlichen Wirklichkeit manifestiert haben und die den Ländern ihr eigenes Gepräge verleihen. Was für zwischenmenschliche Beziehungen gilt, trifft auch für die Verhältnisse zwischen Staaten zu: Nur wer sich selbst versteht, ist zur Partnerschaft in der Lage.

Nach allzu langer Phase selbstgenügsamer Glasperlenspiele zeichnet sich in der europäischen Soziologie eine Wende ab und die Soziologie hat die Chance, sich wieder gesellschaftlichen Problemen zuzuwenden. Die jüngsten Debatten über die Unterschiede zwischen angelsächsischem und rheinischem Kapitalismus (Michel Albert) beleuchten unterschiedliche Produktions- und Wohlfahrtsregime. Meine Untersuchung setzt hier an. Deutschland hat über fünf politische Systeme (Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Bundesrepublik und wiedervereinigtes Deutschland) hinweg ein Strukturmuster der Arbeitsteilung zwischen Staat und Markt, aber auch zwischen privaten Haushalten und Non-Profit-Bereichen herausgebildet und beibehalten (Werner Abelshauser). Ausdruck hierfür sind u.a.die Vielfalt einer gemischten Ökonomie, die Dominanz der Industriekultur, das konservativ-korporatistische Wohlfahrtsregime (Gøsta Esping-Andersen), das Vereinbarkeitsmodell der Versorgerehe (Birgit Pfau-Effinger), die bedeutende Stellung der Wohlfahrtsverbände und das ständisch geprägte Bildungssystem (Hans Graßl).

Es geht um die Gewinnung eines tieferen und neuen Verständnis des Gesellschaftsmodells in Deutschland und um dessen Zukunftsfähigkeit im Zuge der Europäisierung.

 

The Hidden Structure of the German Economy

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg, Dr. Hans Grassl, Universität Siegen

Allem Anschein nach hat sich Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren vom “kranken Mann zum Vorbild Europas“ (Eichhorst) gemausert. Einst wurde bemängelt, Deutschland vollziehe nur schleppend den Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und hinke somit im OECD-Vergleich weit abgeschlagen hinter den angelsächsischen wie auch den skandinavischen Ländern her. Hieran knüpften sich weitere Vorwürfe, Deutschland „parke“ einen zu hohen Anteil an erwerbsfähigen Personen außerhalb des Arbeitsmarkts, als Empfänger von Transfereinkommen oder in Abhängigkeit vom Einkommen eines Familienernährers, und nehme hohe Massenarbeitslosigkeit in Kauf. Gefordert wurde eine forcierte Tertiarisierung der gesellschaftlichen Arbeitswelt. Dadurch entstünden auch in Deutschland genügend neue Arbeitsplätze, die den Beschäftigungsrückgang in der Industrie kompensierten und Frauen vermehrt den Zugang zum Arbeitsmarkt eröffneten.

In unseren Forschungsarbeiten (vgl.Bender/Grassl 2004; Bender/Grassl/Schaal 2007) zur Dienstleistungsgesellschaft in Deutschland überprüften wir diese Annahmen. Wir untersuchten im Anschluss an Scharpf (1986) und Häußermann/Siebel (1995) die Entwicklung der Arbeitsmärkte bis zum Jahr 2000 auf der Grundlage der Unterscheidung zwischen dem produktionsorientierten Bereich einerseits, dem verarbeitenden Gewerbe und den hierzu benötigten Dienstleistungen, und den konsumbezogenen Dienstleistungen andererseits. Unsere Ergebnisse lauteten damals: Ca. 1/3 der erwerbsfähigen Bevölkerung haben in Deutschland mit der materiellen Produktion und Reproduktion der Gesellschaft zu tun. Die Beschäftigung im Bereich der konsumbezogenen Dienstleistungen, hierzu gehören vor allem soziale Dienste, lag damals weit zurück hinter den USA, wo die privaten Haushalte einen großen Anteil an der Finanzierung dieser Dienstleistungen haben, und hinter Schweden. Dort stellt ein ausgebauter öffentlicher Dienst ein breites Angebot an haushaltsnahen Infrastrukturleistungen zur Verfügung. Deutschland kristallisierte sich als Beispiel für eine self-service-economy heraus mit einer niedrigen Erwerbsquote von Frauen und einer starken Beanspruchung der Familien in den privaten Haushalten, wo Dienstleistungen unbezahlt, vorwiegend von Frauen, erbracht werden (vgl.Schettkat 2003). Dieses Modell erschien damals mit seiner unzureichenden Integration des Humankapitals großer Teile der erwerbsfähigen Bevölkerung in den Arbeitsmarkt und der mangelnden Förderung des schulischen Nachwuchses in Form von Halbtagsschulen ungeeignet, den demographischen Wandel künftig zu bewältigen.

Auf der Grundlage der OECD Labour Force Statistics 1989 bis 2009 prüfen wir nun, ob das Jobwunder die Dienstleistungslücke in Deutschland geschlossen hat. Die Beschäftigung im produktionsorientierten Bereich ist über die letzten Jahre stabil geblieben und erweist sich gegenwärtig als zuverlässige Basis der erfolgreichen Exportorientierung Deutschlands, während Länder wie die USA und Großbritannien, die ihre Industrien sukzessive entkernt haben, durch die Finanzmarktkrise besonders hart getroffen wurden. Für die aktuelle Entwicklung der konsumbezogenen Dienstleistungen fällt auf, dass Deutschland die vor einem Jahrzehnt diagnostizierte Rückständigkeit im Vergleich mit den USA und Schweden (vgl.Heintze 2011) verringert, nicht aber beseitigt hat. Es ist unstrittig, dass Deutschland in den letzten fünf Jahren beachtliche Erfolge gelungen sind, Arbeitsplätze zu schaffen, die Arbeitslosenquote zu senken und signifikant die Beschäftigungsquote anzuheben, jedoch hat sich das Feld der atypischen Beschäftigungsformen mit teilweise prekärem ökonomischen Status für die Stelleninhaber erweitert (vgl. Eichhorst 2011). Deutschland weist nun eine im OECD-Vergleich überdurchschnittliche Beschäftigungsquote von Frauen auf, aber  –  die Ernüchterung folgt auf dem Fuße – das Arbeitsvolumen der Frauen hat kaum zugelegt (vgl.IAB 2011). Immer mehr Frauen und wenige Männer sind mit Teilzeittätigkeiten beschäftigt. Vor allem Tätigkeiten im Bereich von Erziehung, Bildung, Betreuung und Pflege werden von Frauen als Teilzeitstellen in Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und der Kommunen und in Schulen ausgeübt, während Männer auf Vollzeitstellen nach wie vor die Stammbelegschaften und das Führungspersonal der Industrie ausmachen. Dienstleistungen, die nicht Teil der industriellen Produktion und Reproduktion sind, werden somit in Deutschland weiterhin den Frauen zugewiesen, als unbezahlte Tätigkeiten in den privaten Haushalten und auf dem Arbeitsmarkt oftmals mit niedriger Bezahlung und mit geringen Aufstiegschancen. Zwar leisten viele Frauen einen Beitrag in der Gesellschaft, der moralisch hoch bewertet wird, aber finanziell und von der sozialen Sicherung kaum zur Unabhängigkeit vom Einkommen eines männlichen Familienernährers führen. Die „hidden structure of the german economy“, die wir in unserer Forschung freilegen, besteht daher in einer sich verfestigenden geschlechtsspezifischen Segregation auf dem Arbeitsmarkt, einer Spaltung zwischen der überkommenen männlich dominierten Industrie und den von Frauen getragenen sozialen Dienstleistungen.

Literatur:

CHRISTIANE BENDER UND HANS GRAßL (2012): Die Ökonomie der Männer In: Frankfurter Rundschau vom 8. Mai


Auswirkungen von Segregation und sozialer Polarisierung auf lokale Sicherheitskulturen

Projektleitung: Dr. Prof. Christiane Bender
Mitarbeiter: Dr. Paraskevi Grekopoulou und Nathalie Hirschmann, M.A.

Ziel des Vorhabens ist es, durch einen kontrastiv angelegten Vergleich Sicherheitserwartungen und Gefährdungswahrnehmungen von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu erheben. Diese Bevölkerungsgruppen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einerseits sehr unterschiedlichen sozialkulturellen Milieus angehören, ihre Wohnverhältnisse jedoch andererseits durch wechselseitige räumliche Nähe charakterisiert sind. Die geplante Untersuchung zielt auf Erkenntnisse über milieuspezifisch ausgeprägte lokale Sicherheitskulturen. Die erwarteten Ergebnisse sollen Einflussgrößen identifizieren, die für die Akzeptanz und Unterstützung der Umsetzung von Sicherheitskonzepten entscheidend sind, die öffentliche, zivilgesellschaftliche und private Träger auf lokaler Ebene verfolgen.

Ergebnis: Antrag für weitere Forschung, eingereicht beim BMBF


Zur sozialen Lage von Kindern in individualisierter Gesellschaft

Projektleitung: Dr. Prof. Christiane Bender
Mitarbeiter: Dipl.-Soz. Wiss. Swantje Tomforde

Immer mehr Kinder wachsen in einer individualisierten Gesellschaft wie Deutschland jenseits gefestigter Familienstrukturen auf. Die Risiken für Kinder, in prekäre Lebenslagen zu geraten, nehmen zu. In diesem theoretischen und empirischen Forschungsprojekt werden Fragen nach den Sollbruchstellen beantwortet, die typischerweise in der gesellschaftlichen Infrastruktur der Kinderbetreuung, der Schulen, der medizinischen Versorgung, der familialen und nachbarschaftlichen Lebenswelten der Kinder aufbrechen und deren Leben und Entwicklung stark belasten. Über diese Analyse hinaus, wird die Frage nach den funktionalen Äquivalenten kommunaler Einrichtungen, Vereine und Kirchen vor Ort beantwortet.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE (2006): Es gibt keine Bilderbuchkinder. Überkommene Familienbilder und ideologische Scheuklappen verhindern Adoptionen. in: Frankfurter Rundschau, 20. Oktober 2006, S. 7.
  • BENDER, CHRISTIANE (2007): Förderschulen für Nichtbehinderte öffnen. in: Süddeutsche Zeitung, 26. Oktober 2007.
  • BENDER, CHRISTIANE (2008): Kinder gelten in dieser Gesellschaft als Privatsache. Wie könnte man Familien besser unterstützen? in: Chrismon, Juli 2008, S. 34-35.
  • BENDER, CHRISTIANE (2008): Nüchterne Diagnose. in: Frankfurter Rundschau, 16. Juni 2008, S. 12.
  • BENDER, CHRISTIANE (2008): Ganztagsschule daheim. Mütterliche Hausaufgabenhilfe schafft Bildungsvorteile. in: Frankfurter Rundschau, 25. Februar 2008, S. 12.
  • BENDER, CHRISTIANE (2007): Förderschulen für Nichtbehinderte öffnen. in: Süddeutsche Zeitung, 26. Okt. 2007.

Inklusion und Exklusion innerhalb unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Traditionen. Zur Kritik konservativer und liberaler Gerechtigkeitsbegriffe

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender

In seinem Modell der „Three Worlds of Welfare Capitalism“ skizziert Esping-Andersen die Institutionalisierung wohlfahrtsstaatlicher Entwicklungspfade als Resultat der Kompromisse und Aushandlungen zwischen den sozialen Klassen. Tiefliegende kulturell verankerte Vorstellungen von Gerechtigkeit legitimieren die jeweiligen Entwicklungspfade und steuern und begrenzen den sozialen Wandel. In meinem Beitrag diskutiere ich die Inhalte der konservativen und liberalen Begriffe von Gerechtigkeit innerhalb der institutionellen Arrangements der jeweiligen Wohlfahrtsstaaten, arbeite ihre Funktion der gesellschaftlichen Inklusion und Exklusion heraus und zeige die intendierten und nicht-intendierten Folgen auf.

Literatur:

  • Concepts of Justice in Different Types of Welfare Regimes, in: Wenzel Matiaske, Sérgio Costa, Hauke Brunkhorst (ed.), Contemporary Perspectives on Justice, München, Mering 2010, S. 93-114

Entwicklungspfade von Dienstleistungsstrukturen in der modernen Industrie- und Wohlfahrtsgesellschaft und in ihren Teilsystemen

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender und Dr. Hans Graßl
Projektpartner: Prof. Dr. Gianfranco Poggi, Universität Trento, Italien

Die Tertiarisierung von Wirtschaft und Gesellschaft bezeichnet ein hoffnungsvolles Zukunftsprojekt auch über das 20. Jahrhundert hinaus. Die vor allem von Jean Fourastié entwickelte Drei-Sektoren-Hypothese zur Unterscheidung wirtschaftlicher Prozesse erweist sich zunehmend als inadäquat. Wir gehen in unserer theoretisch angeleiteten empirischen Analyse von der These einer engen Verschränkung industrieller und tertiärer Mechanismen aus und rekonstruieren die zugrunde liegende und sich wandelnde Institutionenordnung.

Der Aufbau des Projekts gliedert sich in vier Teile: 1. eine soziohistorische Rekonstruktion, 2. eine sozioökonomische Analyse zentraler Dienstleistungsfelder, 3. eine soziotechnische Studie der Veränderung der Prozesse der Erstellung konsumorientierter Dienstleistungen in den privaten Haushalten durch die Einführung von E-Commerce, und 4. eine Vergleichsanalyse des Tertialisierungsgrads zwischen Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS / SCHAAL, MARKUS (2004): Nationale Arbeitsmärkte in Zeiten der Globalisierung? Die Schweiz im Zentrum und in der Peripherie Europas, in: Brunkhorst, Hauke / Grözinger, Gerd / Matiaske, Wenzel (Hg.), (2004): Peripherie und Zentrum in der Weltgesellschaft, München und Mering: Rainer Hampp Verlag, S. 1-21
  • GRASSL, HANS / BENDER, CHRISTIANE / SCHAAL, MARKUS, (2005): Quo vadis, Schweiz? Soziologische Perspektiven zur Erforschung nationaler Arbeitsmärkte, 
in: UNIFORSCHUNG, Forschungsmagazin der Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg, 15. Jahrgang, Ausgabe 2005, S. 50-54
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS (2006): Woher kommen die Jobs? Arbeitsmarktpolitik in Deutschland: Ein Beschäftigungszuwachs ist nur noch im sozialen Dienstleistungssektor zu erwarten, in: Frankfurter Rundschau vom Dienstag, den 31. Januar 2006
  • BENDER, CHRISTIANE (2006): Wo entstehen die Jobs von morgen? in: UNIFORSCHUNG, Forschungsmagazin der Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg, 16. Jahrgang, Ausgabe 2006, S. 32-33
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS  /SCHAAL, MARKUS, (2007): Der Schweizer Arbeitsmarkt: Sonderfall unter Modernisierungsdruck, in: Thomas S., Eberle/ Kurt, Imhof (Hg.), (2007): Sonderfall Schweiz, Zürich: Seismo Verlag, S.172-187
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS, (2007): Mehrdimensionale Arbeitswelten in Gegenwart und Zukunft, in: Schmidt, Burghart/ Hogeforster, Jürgen (Hg.), (2007): Mehrdimensionale Arbeitswelten im baltischen Raum. Von der Geschichte zur Gegenwart und Zukunft, Hamburg: DUBO Verlag, S.108-115

Sozioökonomische Analysen des Bildungssystems in Deutschland: Bildung und Self-Service Economy

Leitung: Prof. Dr. Christiane Bender

Nur schleppend kommt die Einführung der Ganztagsschule zur besseren Förderung der Kinder voran. Deutschland hält, trotz vieler Reformanstöße, an einem Sonderweg in der Schul- und Bildungspolitik fest. Das wilhelminische Bildungssystem wurde in Deutschland der Industrialisierung angepasst, seine ständische Gliederung blieb erhalten. Das bedeutet vor allem, der schulische Erfolg der Kinder gilt als Privatangelegenheit, eine schichtübergreifende Förderung wird nicht angestrebt und damit die sozialpolitische Bedeutung der Bildung verkannt. Im Zuge des Wandels zur Dienstleistungsgesellschaft, Bildungsabschlüsse und Wissen werden zu zentralen Ressourcen des Zugangs zum Arbeitsmarkt, sind die Folgen fatal. Die Kinder von immer weiteren Bevölkerungsschichten werden zu Bildungsverlierern, mit geringen Optionen auf dem Arbeitsmarkt und bei der Verteilung gesellschaftlicher Positionen. Die schleichende Ökonomisierung der Bildungsproduktion verschärft die soziale Ungleichheit in Deutschland.

Ziel der Forschung ist eine vergleichende Analyse des deutschen Bildungssystems im Kontext moderner Gesellschaften unter besonderer Berücksichtigung der Tertiarisierung (Jean Fourastié) und der Institutionalisierung spezifischer wohlfahrtsstaatlicher Entwicklungspfade (Gøsta Esping-Andersen).

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE (2008): „Ganztagsschule daheim“, in: Frankfurter Rundschau vom Montag, den 25. Februar 2008, S. 12.
  • BENDER, CHRISTIANE (2008): „Nüchterne Diagnose“, in: Frankfurter Rundschau vom Montag, den 16. Juni 2008, S. 12.

Ökonomisierungs- und Privatisierungsprozesse im Bildungssystem

Projektleitung: Dr. Hans Graßl
Die Koordinationsmechanismen Markt und Wettbewerb werden immer mehr zum zentralen Bezugspunkt für die Individuen der Dienstleistungsgesellschaft. Die Bewertung von Ökonomisierungsprozessen bleibt ambivalent. Einerseits wird die Ausweitung individueller Handlungschancen und das wirtschaftstheoretische Versprechen höherer  Produktivität durch Markt und Wettbewerb begrüßt, andererseits wird Ökonomisierung aber als Verlust von Werten, kulturellen Standards, sozialen Bindungen und gesellschaftlichem Zusammenhalt bedauert. Im Projekt werden die Ausbreitung formaler Märkte und ökonomischer Anreizsysteme im bisher weitgehend von bürokratischen und demokratischen Koordinationsmechanismen geprägten Bildungssystem untersucht.

Literatur:

  • GRASSL, HANS (2008): Ökonomisierung der Bildungsproduktion. Zu einer Theorie des konservativen Bildungsstaats, 
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft

Theoriegeschichtliche Analyse des Informationsbegriffs

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender und M.A. Markus Schaal
Der Begriff Informationsgesellschaft wird als ein interdisziplinärer Begriff identifiziert, der seit Ende der 60er Jahre vor allem in den verschiedenen Einzeldisziplinen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften häufig zur Charakterisierung der Gegenwart verwendet wird. Soziologisch betrachtet bildet die Diagnose von sozialem Wandel den Kern der Debatte über die Informationsgesellschaft. Zahlreiche Autoren sprechen von einem Epochenbruch, von einer Überwindung der Industriegesellschaft bzw. von einer Revolutionierung der wirtschaftlichen Grundlagen unseres Daseins, vergleichbar nur mit der industriellen Revolution. Die entscheidenden Produktionsfaktoren der anbrechenden Ära seien nicht mehr Land, Kapital und Arbeit, sondern Information, Wissen und Bildung – so die weit verbreitete Sichtweise.

Der Begriff Informationsgesellschaft hat auch in die Politik Eingang gefunden und wird dort nicht selten zur Legitimation von politischer Strategiebildung herangezogen. Diese breite Verwendung des Begriffs macht seine Relevanz für das Selbstverständnis der sogenannten westlichen Industrienationen verständlich. Andererseits ist eine kategoriale Verortung einzelner klar identifizierbarer Diskussionsstränge innerhalb der Debatte um die Informationsgesellschaft erforderlich.

Literatur:

  • SCHAAL, MARKUS (2006): In welcher Informationsgesellschaft leben wir eigentlich? in: UNIFORSCHUNG, Forschungsmagazin der Helmut-Schmidt-Universität- Universität der Bundeswehr Hamburg, 16. Jahrgang. Ausgabe 2006, S.43-46
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS / SCHAAL, MARKUS, (2007): Der Schweizer Arbeitsmarkt: Sonderfall unter Modernisierungsdruck, in: Thomas S., Eberle/ Kurt, Imhof (Hg.), (2007): Sonderfall Schweiz, Zürich: Seismo Verlag, S. 172-187
  • SCHAAL, MARKUS (2007): Zur Konzeption von sozialem Wandel in den Theorien der Informationsgesellschaft: Die Ansätze von Daniel Bell und Manuel Castells im Vergleich, URL: http://opus.unibw-hamburg.de/opus/volltexte/2007/1064/

Die neuen Kommunikationsmedien und die soziale Arbeitsteilung zwischen der privaten und der öffentlichen Arbeitssphäre. Empirisches Projekt mit Studierenden an der Universität der Bundeswehr Hamburg

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender und Dr. Hans Graßl
Die neuen Informationstechnologien verändern die soziale Arbeitsteilung nicht nur in und zwischen den modernen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Sie werden zunehmend auch in den privaten Haushalten produktiv genutzt. Damit verändert sich die private Produktionsarbeit und mit ihr die Interaktionsformen und Austauschbeziehungen zwischen den privaten Haushalten und den erwerbswirtschaftlich organisierten Dienstleistungs- und Güterproduzenten.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: E-Commerce – ein Beitrag zur Modernisierung der privaten Haushalte?, in: UNIFORSCHUNG, Forschungsmagazin der Bundeswehr Hamburg, 12. Jahrgang, Ausgabe 2002, S. 42-46, 2002
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: Arbeiten und Leben in der Dienstleistungsgesellschaft, Konstanz, 2004

Religion als Frauenberuf. Auswertung der Interviews von Gemeindereferentinnen.

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender
MitarbeiterInnen: Dipl. Soz. Petra Mayer und Dr. Hans Graßl
Im Zuge der Idustrialisierung der Gesellschaften haben sich weltweit spezifische Strukturen und Kulturen einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung herausgebildet und etabliert. Die Trennung von Erwerbsarbeit und Haus- und Familienarbeit gibt ein zentrales Ordnungsschema vor, das bis heute weitgehend Bestand hat. Auch der gesellschaftliche Wandel zu Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften hat an der geschlechtsspezifischen Strukturierung und Polarisierung bislang nur wenig geändert. Die Gründe dafür liegen nicht allein in den sozioökonomischen Verhältnissen und den damit verbundenen Macht- und Herrschaftsverhältnissen, sondern auch in den religiösen Orientierungen und Organisationen, die die Gestaltung der Geschlechterrollen prägen. Da moderne Gesellschaften ihrem Selbstverständnis nach säkular ausgerichtet sind, bleibt der Beitrag religiöser Vorstellung in der Ordnung der Geschlechter oftmals im Dunkeln und der Reflexion entzogen. Das Projekt räumt dieses Defizit in der Analyse der religiösen Konstruktion der Geschlechterdifferenz aus.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE (HG.): Frauen – Religion – Beruf. Zur religiösen Konstruktion der Geschlechterdifferenz, Konstanz, 2003

Zur Genese innovativer Potentiale in Unternehmen. Eine sozioökonomische Begleitforschung der Kommunikation zwischen den Bereichen Forschung und Entwicklung (FE) und Vertrieb/Verkauf.

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender
Mitarbeiter: Dipl. oec. Markus Luig
Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren mit Hilfe neuer Organisationskonzepte Restruktierungsmassnahmen durchgeführt. Dabei ist jedoch das Spektrum zur Erzielung innovativer Potentiale im Organisations- und Produktionsbereich nicht ausgeschöpft worden. Die Defizite liegen vor allem in der Gestaltung der kommunikativen Beziehungen zwischen den Kunden und den verschiedenen Bereichen in Unternehmen. Die geplante Untersuchung will fallanalytisch die innovativen Potentiale herausarbeiten, die in der Kommunikation zwischen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen und Vertriebs-/Verkaufsabteilungen enthalten sind. Es soll gezeigt werden, dass über die Gestaltung von Organisationsstrukturen und kommunikativen Prozessen zwischen Akteuren, die in der Forschung tätig sind und Akteuren, die über markt- und kundenbezogenes Wissen verfügen, neue Ideen und zukunftsweisende Produktstrategien entwickelt werden können. Ein primärer Projektbestandteil ist die kritische Analyse der im Unternehmen vorhandenen Organisations- und Kommunikationsstrukturen über Methoden der empirischen Sozialforschung: Auswertung von Unternehmensunterlagen, teilnehmende Beobachtung, Organisationsanalysen, Kommunikationsanalysen, narrative und themenzentrierte Interviews, Netzwerkanalysen. Das zentrale Ziel der Untersuchung besteht darin, in Zusammenarbeit mit den untersuchten Unternehmensbereichen betriebliche Ansatzpunkte für die Gestaltung und Optimierung der Kommunikationsprozesse in der Firma zu erarbeiten. Es soll ein Schnittstellenmanagement für die Bereiche Forschung und Entwicklung und Vertrieb/Verkauf konzipiert und etabliert werden, das einen umfassenden Erfahrungs- und Wissensaustausch ermöglicht.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE / LUIG, MARKUS: Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel. Industriesoziologische Analysen innovativer Organisationsmodelle. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1995

Die soziale Lage der Frauen in der katholischen Kirche. Eine professionssoziologische Untersuchung am Beispiel der Diözese Rottenburg- Stuttgart

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender
MitarbeiterInnen: Dr. Hans Graßl; Heidrun Motzkau, M.A. und Jan Schuhmacher, M.A.
Frauen, die in der Kirche hauptberuflich tätig sind, kritisieren die mangelnde Anerkennung, die ihrer Arbeit entgegengebracht wird. Sie begründen ihre Kritik damit, dass sie einerseits einen qualitativ wichtigen Anteil der Arbeit in der Kirche leisten, dass ihnen aber der Zugang zu verantwortungsvollen Leitungs- und Führungsaufgaben versperrt bleibt. Anknüpfend an diese Auffassung besteht das Ziel der professions-soziologischen Untersuchung darin, den Beitrag, den Frauen in der Kirche leisten, herauszuarbeiten und mit empirischen Daten zu belegen. Es soll eine Tätigkeits- und Berufsfeldanalyse erstellt werden, die quantitativ über den Anteil der Frauenarbeit Auskunft gibt und qualitative Merkmale bestimmter Berufsfelder profiliert, in denen Frauen besonders häufig tätig sind bzw. kaum aktiv sind. Das Anliegen der soziologischen Analyse geht jedoch über diese Beschreibung der Geschlechterverteilung innerhalb der Berufsstruktur der Beschäftigten der Diözese Rottenburg-Stuttgart hinaus und richtet sich auf die Analyse der sozialen Ursachen- und Wirkungszusammenhänge, die darin zum Ausdruck kommen.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS / MOTZKAU, HEIDRUN: Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in kirchlichen Organisationen, in: Lukatis, Ingrid; Sommer, Regina; Wolf, Christof (Hg.): Religion und Geschlechterverhältnis, Opladen: Leske + Budrich, S. 171-179, 2000
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS / MOTZKAU, HEIDRUN / SCHUHMACHER, JAN: Machen Frauen Kirche? Erwerbsarbeit in der organisierten Religion, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 1996
  • BENDER, CHRISTIANE: Machen Frauen Kirche?, in: salto, rationale, Themenheft des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Köln, 4/1996, S. 14-18., 1996

Öffentlichkeit und Organisation. Eine sozioökonomische Analyse der Bedeutung des Marketings für die Kooperation zwischen Verband, Verbandsmitgliedern und Kunden

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender
MitarbeiterInnen: Dipl.-Kff. Cornelia Kehrwald
In der Beziehung von Unternehmen und Verbänden zu ihrer Umwelt kommt dem Marketing eine zentrale Bedeutung zu, Kommunikations- und Informationsflüsse herzustellen und zu gestalten. Obwohl Marketingabteilungen hoch budgetierte Unternehmensbereiche darstellen, wird jedoch deren mangelnde Bedeutung für die Entwicklung kreativerUnternehmens- und Verbandspolitik beklagt.Die These der geplanten Untersuchung ist, daß neue Konzepte des Marketings innovative Potential realisieren könne, wenn sie eine verstärkte Einbindung in die Organisationsstruktur erfahren. Anhand einer Fallanalyse aus der Zementindustrie werden Ansatzpunkte für eine innovative Marketinkonzeption herausgearbeitet, die die Defizite der herkömmlichen Strategien und Instrumenteüberwindet. Neue Kommunikationsstrukturen, die eine kontinuierliche Interaktionzwischen der Marketinzentrale des Verbandes und den Verkaufs- und Vertriebsabteilungen der Verbandsmitglieder sowie den Zement-Kunden institutionalisieren, werden mit Hife der Methoden der empirischen Sozialforschung entwickelt: Auswertung von Verbands- und Unternehmensunterlagen, Organisations- und Kommunikationsanalysen sowie themenzentrierte Interviews.

Literatur:

  • KEHRWALD, CORNELIA: Die Genese von Expertensystemen als Rationalisierungsprojekte der Gesellschaft. Eine empirische Analyse der Erfahrungen betrieblicher und wissenschaftlicher Akteure in der Entwicklung und Anwendung von Expertensystemen, in: Bender, Christiane und Luig, Markus: Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel. Industriesoziologische Analysen innovativer Organisationsmodelle, Opladen, 1995, S. 169-224

Die sozialen Orientierungsmuster der Technikgenese und -innovation

Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Bender
Mitarbeiter: Dr. Hans Grassl
Die Elektronik hat die Arbeitswelt verändert. Die Risiken und Chancen neuer Produktionstechniken beschäftigt die Medien und die Öffentlichkeit. Das vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) geförderte Projekt will einen sozialwissenschaftlichen Beitrag zur Aufklärung über technologische Entwicklungstendenzen in der industriellen Fertigung leisten. Im Mittelpunkt der Analyse steht die interaktionstheoretische Rekonstruktion firmeninterner Technikgeneseprozesse und die Implementation eines CIM ähnlichen Automatisierungsprojekts in einem Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie. Der Projekttitel bringt das Konzept unserer Technikanalyse zum Ausdruck: Das Wesen der Technik läßt sich nicht technisch, sondern soziologisch begreifen. In Entwicklung und Anwendung schlagen sich Perspektiven der Realitätdeutung und -gestaltung von sozialen Akteuren nieder, die diese in sozialen Interaktionen aufgrund von Aushandlungen und Machtpositionen durchgesetzt haben. Wir gehen davon aus, daß die handlungsleitenden Orientierungsmuster der Technikgenese gesellschaftliche Vorstellungen in nuce enthalten, deren Begründungspotentiale über die unmittelbar abgeleiteten Handlungsstrategien hinausweisen und an allgemeine nicht-technikspezifische Orientierungsvorstellungen anknüpfen.

Literatur:

  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: Neue Produktionskonzepte. Über Computer Integrated Manufacturing, Lean Management und Business Reengineering zu einem Humanzentrierten Produktionskonzept? in: Bender, Christiane / Luig, Markus: Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel, Opaden: Westdeutscher Verlag, S. 18-54, 1995
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: Strukturerhaltung oder gesellschaftliche Transformation? Modernisierungsvisionen und -defizite des Managements. Eine Fallanalyse, in: Bender, Christiane / Luig, Markus: Neue Produktionskonzepte und industrieller Wandel, Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 99-135, 1995
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: Technik und Interaktion. Zur Theorie und Empirie der Technikforschung. 2. durchgesehene Auflage, Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, 1994
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: Soziale Orientierungsmuster der Technikgenese. Theoretische und empirische Analysen idealtypischer Modernisierungsstrategien in der Industrie, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1994
  • BENDER, CHRISTIANE / GRASSL, HANS: Erfahrung und Kompetenz – die Grenze der Technisierung der Arbeitsplätze in der industriellen Fertigung, in: Soziale Welt, Heft 3, S. 301-312., 1992